Etwas Geschichte

Wie entstand das Projekt?

Es sind unterschiedliche Stränge, die in diesem Projekt zusammengeführt wurden. Zwischen 2003 und 2005 hatte das Fränkische Bildungswerk für Friedensarbeit für das Projekt „rootswork“ eine Förderung aus dem damaligen Programm „Aktiv für Toleranz und Demokratie“ des BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) erhalten. In diesem Projekt arbeiteten wir vorwiegend mit Kindertagesstätten und Grundschulen. Uns gelang es, das Projekt nachhaltig zu verankern und führen noch heute Fortbildungen im Rahmen von „rootswork“ durch. Wir, Anne Schleiß, Gaby Wittmann und Karl-Heinz Bittl, arbeiteten mit unseren Angeboten an den Wurzeln unserer Gesellschaft. Aus diesem Projekt heraus entstand der Gedanke, dass Grundschulen ein gut vorbereitetes Angebot bräuchten, um „unsere Themen“ in der Klasse gut umsetzen zu können. So erlebten wir immer wieder, wie die gut gemeinte Idee der Streitschlichter in der Grundschule nicht in dem Maße funktionierte, wie sie gedacht war. Das ist verständlich, denn zur Mediation bedarf es Kompetenzen, die sich erst zum Ende der Grundschule beim Kind entwickeln. Kinder im Grundschulalter brauchen jedoch eine Unterstützung, um aus den erlebten Konflikten Werte zu verankern. In diesem Alter suchen Kinder eine Orientierung und brauchen dafür den Austausch in der Gruppe.
Ein zweiter Impuls kam von der Montessori-Schule Lauf. Es war eine Anfrage, für ein Projekt zu Ausschlussprozessen in Grundschulen. Da die Montessoripädagogik stark von einem eigenständigen Lernen der Kinder ausging, war es sinnvoll, Methoden zu entwickeln, die ein selbstständiges Erarbeiten des Themas ermöglicht.
Der dritte Strang ist aus dem Projekt „Lebenswelt Konflikt“ gewachsen, das Karl-Heinz Bittl seit 2000 für das Jugendamt der Stadt Nürnberg durchführt. Im Rahmen dieses Projektes wird für ein Jahr mit Schule, Kindergarten und Hort zu den Themen Konflikt und Gewaltprävention gearbeitet.

Um präventiv zu arbeiten, braucht es eine „Wertorientierung“ auf Seiten der Erziehenden, der Lehrkräfte und der Eltern. Wertorientierung auf Kind-Ebene bedeutet, einen Blick für die Gemeinschaft, das Ganze zu erhalten. Dies impliziert, dass Kinder lernen, was sie als Kindergartenkinder, Schulkinder oder Hortkinder brauchen, um gut und aufbauend miteinander umzugehen.
Wir suchten einen altersgerechten Weg, um zu verdeutlichen, dass Integration besser ist als Ausschluss.

So entwickelten wir drei aufeinander aufbauende Klassenbesuche, in denen den Kindern die Themen mit Hilfe von Handpuppen vermittelt werden, die als „Experten“ auftreten. Diese Besuche werden im Gespräch mit der Lehrkraft vorbereitet. Hier wird auch vermittelt, dass wir unser Projekt nicht als „Eintagsfliege“ begreifen. Das Projekt ist so aufgebaut, dass inhaltliche Wiederholungen stattfinden, denn Wiederholung ist ein Bestandteil kindlichen Lernens. Zwischen den Besuchen mit den drei Spezialisten (dem Affen Cäsar, dem Adler Arno und der Elefantendame Slony) vertiefen Brückenmodule, die die Lehrkraft durchführt, die Inhalte. Das Coaching für die Lehrkräfte ist ein weiterer Bestandteil, der dazu beiträgt, die Entwicklung in der Klasse zu unterstützen. Durch Elternabende fördern wir, die Eltern in ihrem Konfliktverhalten. Darüber hinaus kann ein Elterntraining gebucht werden, das die Eltern noch stärker befähigt, mit ihren Kindern in einer elterlichen Präsenz zu leben und die Konflikte konstruktiv auszutragen.

In der ersten Phase wurde das Projekt in ehrenamtlicher Eigenarbeit entwickelt. Das kleine, aber kreative Entwicklungsteam sind Gabriele Wittmann, Anne Schleiß und Karl-Heinz Bittl.
Von Beginn an unterstützte uns das Bündnis für Familie der Stadt Nürnberg (Amt für Kinder, Jugendliche und Familien, Stab Jugendhilfe – Schule) im Rahmen des Programms „Die familienfreundliche Schule“.
2011 erhielt das WIR-Projekt den „Preis für Demokratie und Toleranz 2011“ , der Bundeszentrale für politische Bildung, was uns sehr freute.
In der Umsetzung nun, dem Erstellen des Koffers und der Lehrerfort-bildungen bedanken wir uns bei unseren weiteren Unterstützern.
2013 wurde das WIR-Projekt in vielen Südtiroler Grundschulen eingeführt. Es gibt eine Koordinationsstelle. Mittlerweile haben 4 Fortbildungen zur WIR-Trainer*in stattgefunden.
Mit Unterstützung der Martin Luther Schule und des Förderschulzentrums An der Bärenschanze wurde das Projekt auf die Bedürfnisse einer Förderschule angepasst. Das Programm für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf wird in einem einstündigen Programm auf einen längeren Zeitraum gestreckt und vertieft.
2015 bekam das WIR-Projekt eine sehr gute finanzielle Ausstattung von der Kinderfondstiftung der Firma BECK. Damit konnte es in 6 Schulen in Erlangen und 9 Schulen in Fürth und Fürth Land implementiert werden.
In der WIR-Trainer*innenausbildung 2017 waren zwei Berliner Kolleginnen dabei, die es nun in Berlin etablieren. In der Bielefelder Laborschule ist es ebenfalls in Anwendung.
Mittlerweile ist das WIR-Projekt an vielen Grundschulen Nürnbergs ein fester Bestand-teil des Schulkonzeptes geworden. Die Kollegien werden ausgebildet und lang-fristig begleitet.
Parallel zum Schulprojekt entwickelte Karl-Heinz Bittl das Projekt weiter für die Kindertagesstätten. Mittlerweile ist es ein Fortbildungsprojekt, das ein Kindertagesstättenteam ein Jahr lang begleitet und für die Gewaltprävention qualifiziert.
Ab 2015 wurde für die Willkommensklassen – in Bayern heißen sie heute Deutsch-Klassen – ein siebenteiliges Projekt entwickelt. Das WIR-Du-Projekt gibt den Grundschulkindern eine emotionale Sprachsicherheit. Dies hilft ihnen in Konflikten und verhindert zunehmend Eskalationen im Pausenhof.

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